10 Jahre FORUM MEDIA Russland
Bildungshungrig trotz Wirtschaftskrise: „Parlament und Ministerien sind in Russland sehr aktiv“, sagt Norbert Bietsch, Geschäftsführer der FORUM MEDIA GROUP. „Beinahe täglich werden neue Gesetze erlassen, deren Einhaltung streng überwacht wird. Daher besteht eine hohe Nachfrage nach Fachinformationen und beruflicher Weiterbildung. Die Ideen gehen uns daher nicht aus.“
Seit genau 10 Jahren (Gründungsdatum: 28.12.2005) ist die FORUM MEDIA GROUP in Russland aktiv. Mit einem Jahresumsatz von knapp 3 Millionen Euro ist die „FORUM MEDIA Publishing LLC Russia“ (Sitz: Sankt Petersburg) der achtgrößte Verlag des Medienkonzerns. Wir sprachen mit Norbert Bietsch, CFO der FORUM MEDIA-Gruppe, über die Besonderheiten des russischen Medienmarktes.
Norbert Bietsch im Interview
Ab Januar 2016 tritt das neue, verschärfte Mediengesetz in Kraft, das den Anteil ausländischer Eigentümer an russischen Medienhäusern auf 20 Prozent begrenzt. Verlage wie die Schweizer Edipresse oder Axel-Springer haben sich nun aus dem russischen Markt zurückgezogen …
Bietsch: „Das Gesetz richtet sich in erster Linie an Massen- und Publikumsmedien: Tageszeitungen, Magazine und TV- und Radiosender. Als Fachverlag sehen wir uns von dem neuen Gesetz nicht betroffen. Allerdings beobachten auch wir die Entwicklungen auf dem Medienmarkt sehr aufmerksam.“
Wirkt sich die russische Wirtschaftskrise auch auf Ihr Geschäft aus?
Bietsch: „Ja, die momentane Krise ist in allen Bereichen spürbar: Fast überall wurden Budgets gestrichen, und viele Firmen schließen oder Investoren ziehen sich aus dem Markt zurück. Nach offizieller Information ist die russische Wirtschaft 2015 um 4 Prozent geschrumpft, die Inflationsrate beträgt 12,5 Prozent, der Konsum ist um 20 Prozent zurückgegangen. Auch viele unserer Kunden überlegen vor jeder Bestellung zweimal. Die ,Goldenen Jahre´, in denen wir in Russland deutlich zweistellige Wachstumsraten erzielen konnten, sind vorerst vorbei.“
In welchen Bereichen sind Sie aktiv?
Bietsch: „Wir produzieren Fachinformationen im Business-to-Business-Bereich: etwa für Manager, Personalverantwortliche, Chefärzte, die Leiter von Schulen und Kindergärten, Ingenieure, Buchhalter, Beauftragte für Zivil-, Umwelt- und Brandschutz, Kommunen, Apotheken, Bibliotheken und andere Zielgruppen. Dazu haben wir in Russland auch ein eigenes Trainingszentrum für die berufliche Fort- und Weiterbildung. Inhaltlich sind vor allem Informationen rund um das Thema „Arbeitssicherheit und Zivilschutz“ gefragt. Eines unserer ersten Produkte – ein „Handbuch für Arbeitsschutz” -, feiert nächstes Jahr sein 10-jähriges Bestehen.“
Was unterscheidet Russland von anderen Märkten?
Bietsch: „In Russland sind das Parlament und die Ministerien sehr, sehr aktiv. Es gibt hier jede Menge komplizierter und teilweise widersprüchlicher Gesetze, deren Einhaltung durch Inspektoren überwacht wird. Auf dieser Grundlage kommen uns täglich Ideen für neue Produkte oder Zielgruppen. Eine weitere Besonderheit: Russland ist ein extrem großes Land mit neun Zeitzonen und damit zusammenhängenden logistischen Herausforderungen bei der Produktzustellung. Es kann schon zwischen zwei und sechs Wochen dauern, bevor ein Brief seinen Empfänger erreicht. Mittlerweile haben wir uns auf diese Situation eingestellt.“
Haben die russischen Kunden andere Ansprüche als etwa deutsche Kunden?
Bietsch: „Unsere russischen Kunden sind sehr bildungshungrig: Sie wollen sich beständig weiterentwickeln und dazulernen. Natürlich auch, um Bußgelder bei Kontrollen zu vermeiden. Deshalb sind vor allem Informationen zu gesetzes- und verordnungsnahen Themen und vorgeschriebene Weiterbildungen begehrt. Auch unsere Distance und e-Learning-Angebote sind sehr erfolgreich auf dem russischen Markt, weil unseren Kunden dadurch keine Kosten für lange Anreisen entstehen …“
Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die nächsten 10 Jahre auf dem russischen Markt!